Durch rasante Technologiesprünge in der Batterieentwicklung und eine attraktive Formensprache bei den Neuvorstellungen greift eine stetig wachsende Konsumentengruppe zu einem elektrischen Antriebskonzept. Das zeigt der "Electric Vehicle Sales Review" von PwC Autofacts® und Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, , in dem die Neuzulassungszahlen in weltweit 40 ausgewählten Märkten ausgewertet werden. In Europas fünf größten Automärkten (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Vereinigtes Königreich) kletterte der BEV-Marktanteil (Battery Electric Vehicle) demnach in den ersten neun Monaten des Jahres auf den Rekordwert von 16%. Zugleich gingen die Verbrenner-Absätze weiter zurück und liegen mit einem Marktanteil von 38% erstmals hinter den reinen Hybridantrieben (ohne Plug-in Hybride).
Deutschland verteidigt seine Position als Europas größter Absatzmarkt für alle Antriebsarten und treibt den Hochlauf des E-Autos. Der Verkauf von PHEVs (Plug-in-Hybride) legte in der Bundesrepublik dabei besonders deutlich zu und stieg im Q3 im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 82%. Grund hierfür sind striktere CO2-Vorschriften für Fahrzeuge ohne größere Batterien ab 2026, die Hersteller motivieren, 2025 so viele PHEVs wie möglich abzusetzen. Der BEV-Zuwachs lag bei 45%. In den ersten neun Monaten 2025 wurden in Deutschland somit bereits mehr BEVs abgesetzt als im gesamten vergangenen Jahr.
E-Auto-Fahrer wollen nicht zurück zum Verbrenner
Weltweit zeigt sich ein ähnliches Bild. Im dritten Quartal 2025 überstieg der BEV-Marktanteil erstmals die 20-Prozent-Marke und lag bei 21%. Ein wesentlicher Grund: immer ausgewogenere Gesamtpakete aus Leistung und Preis. So schaffen neue BEVs durch technologische Sprünge mit einer Ladung inzwischen oft mehr als 700 Kilometer und füllen ihren Stromspeicher in lediglich 15 Minuten für 400 Kilometer auf. Zugleich sinken die Preise und attraktive Einstiegsmodelle drängen in den Markt. Die Stimmung der Kund:innen ist entsprechend aufgehellt. Laut Strategy& eReadiness Studie 2025 geben mehr als 90% der weltweiten EV-Besitzer:innen an, zufrieden mit ihrem Fahrzeug zu sein. Die deutliche Mehrheit von ihnen kann sich einen Wechsel zurück zum Verbrenner nicht mehr vorstellen. Vor diesem Hintergrund wird die Notwendigkeit, in zwei sehr unterschiedliche Technologien parallel zu investieren, zu einem Problem für das Entwicklungstempo der Produktpalette bei den deutschen Herstellern.
„Der Umstieg auf ein E-Auto wird in wenigen Jahren für die Mehrheit der Autofahrer zur Selbstverständlichkeit. Entscheidend ist es, die letzte Phase des Übergangs smart zu managen, um das Ziel der Dekarbonisierung nicht aus dem Blick zu verlieren und zugleich das Wohlstandsfundament Autoindustrie zu bewahren. Der schnelle Umstieg auf Elektroautos würde die finanziellen Herausforderungen westlicher Automobilhersteller bei Profitabilität und Cashflow zuspitzen, da sie den grundlegenden ökonomischen Gesetzmäßigkeiten des Marktes unterliegen und sich durch die sich verändernden Bedingungen in China zunehmend auf saturierte Märkte fokussieren müssen.“
„Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit von Elektroautos sind aus Sicht der westlichen OEMs die Kosten für die Batterietechnik, die zwar bereits gesunken sind, jedoch bislang nicht schnell genug für eine vergleichbare Wirtschaftlichkeit batterieelektrischer Fahrzeuge. Die Abhängigkeit von asiatischen Lieferanten in diesem Bereich schränkt die Einflussmöglichkeit der Automobilhersteller an dieser Stelle stark ein. Daher sind Verbrenner für die westlichen OEMs aktuell noch eine schiere wirtschaftliche Notwendigkeit, solange es nicht gelingt, über smarte Anreizmechanismen für Elektromobilität wie z.B. steuerliche Bonus-Malus-Regelungen, privilegierte Zugänge für Elektroautos in der Stadt sowie deutlich geringere Strompreise einen – ceteris paribus – notwendigerweise höheren Verkaufspreis für Elektroautos für den Verbraucher wirtschaftlich zu neutralisieren”, sagt Harald Wimmer, Partner und Automotive Leader bei PwC Deutschland.
Resilienz und flexible Plattformarchitektur werden immer wichtiger
„Die heraufziehende zweite Chipkrise und die angedrohten Beschränkungen beim Export seltener Erden zeigen erneut, wie wichtig resiliente Lieferketten sind. Im Bereich Technologie muss sich Europa vor allem rund um die Batterie stärken, um mit Konkurrenten aus Asien mithalten zu können. Für die OEMs ist dabei der Aufbau einer flexiblen Plattformarchitektur im e-Antriebstrang entscheidend, um einzelne Komponenten bei neuen technologischen Entwicklungen möglichst schnell und lieferantenunabhängig austauschen zu können“, sagt Jörn Neuhausen, Senior Director bei Strategy& Deutschland.
„Wenn zum Beispiel neue Zellen mit einer besseren Leistung auf den Markt kommen, müssen diese zukünftig ohne eine teure und zeitaufwendige Neuentwicklung des gesamten Antriebstrangs oder Batteriesystems ins Fahrzeug integriert werden. Dies wird für europäische OEMs entscheidend sein, um mit der so genannten ‚China Speed‘ mithalten zu können.“