Generative KI könnte BIP-Boost von bis zu 220 Mrd. Euro auslösen

München, 04. März 2024

Pressemitteilung

  • Generative künstliche Intelligenz (GenAI) könnte das Wirtschaftswachstum in Deutschland pro Jahr um 0,4% bis zu 0,7% steigern
  • Bis 2030 entspräche das einem zusätzlichen potenziellen BIP von bis zu 220 Mrd. Euro
  • Die Technologie- und Softwarebranche sowie Medien-, Pharma- und Finanzunternehmen gehören voraussichtlich zu den größten Gewinnern der neuen Technologie
  • In Deutschland sind diese Sektoren im Vergleich zu KI-begünstigten Ländern wie der Schweiz oder den USA weniger stark vertreten
  • Um das volle Potenzial generativer KI auszuschöpfen, sollten deutsche Firmen Bereiche für Produktivitätssteigerungen schnell identifizieren und nutzen; gleichzeitig müssen die Standortbedingungen für KI-Unternehmen verbessert werden

Die deutsche Wirtschaft könnte allein durch den Einsatz generativer KI in den kommenden Jahren jährlich 0,4 bis 0,7% wachsen. Das zeigt die Studie „Embracing the GenAI Opportunity“ von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, die das Wertschöpfungspotenzial der neuen Technologie in 20 Industrien weltweit analysiert hat. Als generative KI werden dabei alle Formen künstlicher Intelligenz definiert, die Inhalte verschiedenster Art wie Text, Bild oder Ton analysieren und neu erstellen können. Im Gegensatz zu früheren KI-Systemen kann generative KI durch einfache sprachliche Befehle intuitiv bedient werden. In einem Best-Case-Szenario könnte die Technologie laut Studie in Deutschland einen BIP-Schub von insgesamt 220 Mrd. Eur0 bis 2030 auslösen. Aber auch bei einer weniger breiten und schnellen Technologieadaption läge das zusätzliche Wachstumspotenzial bei immer noch 110 Mrd. Euro. Für Europa beziffert die Analyse das mögliche Plus auf 470 bis 960 Mrd. Euro. Wie stark einzelne Volkswirtschaften tatsächlich von generativer KI profitieren, hängt wesentlich von den Rahmenbedingungen im jeweiligen Land, der Geschwindigkeit der Technologieadaption sowie dem Branchenmix ab.

Der Branchenmix entscheidet
Die Auswirkungen generativer KI unterscheiden sich zwischen einzelnen Branchen enorm. Zu den potenziell größten Gewinnern zählen alle Bereiche, in denen große Mengen Daten erhoben, analysiert und verarbeitet werden. Zu solchen „High Impact Industries“ zählen laut Studie etwa die Softwarebranche, Medienunternehmen, die Pharmaindustrie oder der Finanzsektor. Bis zum Jahr 2030 könnte GenAI in diesen Sektoren Produktivitätsgewinne von 8 bis 15% ermöglichen. Deutlich geringer fallen die möglichen Effizienzschübe in Bereichen wie dem Einzelhandel, dem Tourismus oder dem Gesundheitswesen aus. Diesen Sektoren könnte GenAI einen Aufschwung etwa beim Verkauf oder durch starke Personalisierung in der Kundenansprache verschaffen und die Produktivität um 4 bis 6% heben. Am wenigsten profitieren voraussichtlich Sektoren wie die Landwirtschaft, der Bau oder die Chemie von generativer KI. Für diese stark von körperlicher Arbeit, industrieller Fertigung sowie hohem Materialeinsatz und Energiebedarf geprägten „Low Potentials“ prognostiziert die Studie nur indirekte Effizienzgewinne von 2,5 bis 5%. Der Blick auf den deutschen Branchenmix zeigt dabei, dass genau dieser „Low Potential“ Sektor mit 44% etwas weniger als die Hälfte zum deutschen BIP beiträgt, während die „High Impact Industries“ mit 19% Wertschöpfungsanteil lediglich ein knappes Fünftel ausmachen.

„GenAI bietet gerade in der aktuell eher zurückhaltenden Stimmung in der deutschen Wirtschaft eine riesige Chance: Durch potenzielle Produktivitätssteigerungen könnten Herausforderungen wie der Fachkräftemangel in einzelnen Bereichen gelöst werden. Wenn hiesige Firmen fokussiert in die Nutzung der Technologie investieren, kommt Deutschland wieder ins Handeln und könnte sowohl die Wirtschaft als auch die Innovationskraft mithilfe von GenAI ankurbeln“, sagt Dr. Philipp Wackerbeck, Partner bei Strategy& und globaler Leiter Financial Services. „Je nach Branche setzt generative KI dabei an ganz unterschiedlichen Hebeln an. Der Finanzsektor bietet ein großes Potenzial für den Einsatz generativer KI. Im Wealth Management liegt der Fokus etwa auf der exzellenten Kundenbetreuung. GenAI-Assistenten können Kundenberatern hier helfen, ihre Beratungsgespräche effizienter vorzubereiten und ermöglichen ein verbessertes Kundenerlebnis durch individualisierte Beratung und maßgeschneiderte Investmentvorschläge. Wir sehen immer mehr Projekte zu generativer KI mit Effizienzsteigerungspotenzialen von bis zu 20%.“

Deutschland global nur Mittelmaß
Im globalen Vergleich nimmt Deutschland laut Studie aktuell nur einen Platz im Mittelfeld ein und gehört zur Gruppe der „GenAI-Begünstigten“, die nur dann von GenAI profitieren können, wenn sie Standortfaktoren wie die digitale Infrastruktur verbessern. Im internationalen Vergleich liegt die Bundesrepublik damit vor Ländern wie China, Kanada, Japan oder Norwegen, die zu den „GenAI-Nachzüglern“ gehören, aber hinter den „GenAI-Begünstigten“, zu denen etwa Schweden, Großbritannien, die USA oder die Schweiz als Spitzenreiter zählen. Um das volle geschätzte Potenzial von 0,7% Wirtschaftswachstum pro Jahr durch GenAI erreichen zu können, muss Deutschland laut Studie vor allem den Anteil an Unternehmen mit großem GenAI-Potenzial, etwa aus der Software-, Medien oder Pharmabranche, erhöhen. Zugleich müssen entsprechende Firmen generative KI so tiefgreifend wie möglich in ihre Wertschöpfungsketten integrieren.

„Wenn Deutschland seine Position als wirtschaftliches Schwergewicht halten und ausbauen will, muss es beim Thema generative KI an drei Hebeln ansetzen. Erstens müssen verstärkt KI-Champions durch attraktivere Standortfaktoren wie Zugang zu Talenten, digitale Infrastruktur, attraktives Investmentumfeld sowie weitere Anreize ins Land gelockt und auch gehalten werden. Zweitens müssen hiesige Unternehmen mit großem Potenzial im Bereich generative KI die Technologie so schnell wie möglich implementieren. Am wichtigsten aber ist, dass die bisherigen Nachzügler, die aktuell einen Löwenanteil des deutschen BIP erwirtschaften, den Einfluss von GenAI auf ihre Branche verstehen und ihre Organisation und Mitarbeiter darauf vorbereiten, sodass sie ebenfalls von der neuen Technologie profitieren können“, sagt Dr. Matthias Schlemmer, Partner und Leiter des Bereichs Daten und KI bei Strategy& Europa. „Damit dies gelingt, kommt es auf Unternehmen, Bürger und Politik gleichermaßen an. Generative KI ist eine sehr mächtige, aber dennoch nicht die einzige Technologie mit dem Potenzial, das künftige Wirtschaftswachstum voranzutreiben. Eine auf mehrere Technologien ausgerichtete Investitionsstrategie von Unternehmen und Politik ist daher erfolgsentscheidend.“

Die vollständigen Ergebnisse der Studie „Embracing the GenAI Opportunity“ erhalten Sie auf Anfrage.

Über Strategy&
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Annabelle Kliesing

Annabelle Kliesing

Senior Manager Communications and Thought Leadership, Strategy& Deutschland

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