Künstliche Intelligenz (KI) hat einen rasant wachsenden Einfluss auf Unternehmen, den öffentlichen Sektor und das Leben der Menschen – in nahezu jedem Bereich. Sie bietet einerseits großes Potenzial, viele Lebens- und Geschäftsbereiche zu revolutionieren und drastisch zu verbessern, wirft jedoch anderseits auch Bedenken hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Datenschutz, Privatsphäre, Ethik sowie generelle Risiken auf.
Auch wenn KI keine gänzlich neue Technologie ist, hat sie sich in den letzten Jahren sprunghaft weiterentwickelt – insbesondere durch den Launch des Tools ChatGPT im November 2022. Im Rahmen einer Bevölkerungsbefragung von 1.000 Teilnehmer:innen in Deutschland zum Thema „Erfahrungen und Perspektiven im Umgang mit Künstlicher Intelligenz“ haben wir die Einstellung der Deutschen und deren Nutzungsverhalten gegenüber ChatGPT und KI erhoben und daraus mögliche Handlungsfelder für Unternehmen, Politik und Privatpersonen abgeleitet.
Derzeit geben drei von vier Deutschen an, ChatGPT zu kennen oder zumindest davon gehört zu haben. Alltäglich eingesetzt wird KI bisher jedoch nur von 8% - vor allem zur Informationsbeschaffung, für Unterhaltungszwecke und zur Unterstützung bei der Erstellung von Texten. Verhältnismäßig wenig wird KI bisher für Programmier- und IT-Zwecke oder weitere berufliche Aufgaben und Arbeitsprozesse genutzt. Dagegen nutzt die Hälfte der unter 25-Jährigen ChatGPT zur Unterstützung in der Bildung, beispielsweise beim Lernen oder bei den Hausaufgaben. In Zukunft wird KI vor allem für die Sprachübersetzung als sinnvoll erachtet.
Die meisten Befragten sind sich darüber einig, dass die Auswirkungen von KI auf die Menschen unvorhersehbar und negative Konsequenzen nicht auszuschließen sind. Künstliche Intelligenz werde in den Augen der meisten Menschen möglicherweise nicht bloß Wissenschaft, Technologie und Kunst vorantreiben, sondern tiefgreifende Veränderungen in ihrem Leben bewirken und neue Chancen ermöglichen. Dennoch glaubt nur knapp über die Hälfte der Befragten, dass sich die Lebensqualität durch die Entwicklung von KI verbessern wird.
So sieht die Mehrheit der Deutschen das Risiko von KI-Systemen darin, die Verbreitung von Falschinformationen zu fördern und durch eine unkonventionelle Anwendung die Demokratie zu gefährden. Daneben befürchtet ein Großteil der Befragten nicht nur, dass KI zu einer höheren Arbeitslosigkeit führen wird, sondern auch, dass sich viele Bürger:innen durch KI abgehängt fühlen könnten.
Die Zuständigkeit für die Regulierung von KI sehen die Befragten am häufigsten in einer Kombination aus Regierung, unabhängigen Organisationen und Unternehmen. An erster Stelle sollten dabei die Unternehmen, die KI-Systeme herstellen und vertreiben, auch die Verantwortung für die Handlungen einer KI tragen. Dabei ist die allgemeine Meinung, dass diese Unternehmen transparent und rechenschaftspflichtig sein sollten und dass Datenschutz Vorrang vor der technologischen Entwicklung von KI-Systemen haben sollte. Neben den Unternehmen liege die Verantwortung für die Handlungen einer KI jedoch auch bei der Regierung und den Aufsichtsbehörden, welche grundlegende Rahmenbedingungen und Regulierungen für KI-Systeme schaffen.
Mit dem weiteren Fortschritt der KI wird es wichtig sein, dass politische Entscheidungsträger:innen, Unternehmen und die Öffentlichkeit gemeinsam Rahmenbedingungen für die verantwortungsvolle Nutzung von KI und KI-Lösungen entwickeln, die nachhaltiges Wachstum und Fortschritt für alle gewährleisten. Dabei ist es essentiell, die Bedürfnisse und Besorgnisse der Allgemeinheit zu berücksichtigen und zu adressieren. Aus den Ergebnissen leiten wir daher konkrete Handlungsempfehlungen für die Bereiche öffentlicher Sektor, Unternehmen und Privatpersonen ab:
Eileen Dahlen und Dr. Michael Tschiedel waren ebenfalls an der Erstellung dieser Studie beteiligt.