Grüner Wasserstoff wird 2030 wettbewerbsfähig

Zürich, 07. Mai 2021

Pressemitteilung

  • Globaler Wasserstoffbedarf wächst zwischen 2019 und 2030 von 71 Mtauf 88 Mt und verdoppelt sich bis 2040 auf 137 Mt
  • Emissionseinsparungen im Transport, Flugverkehr und der Industriemöglich
  • Aufbau des globalen Markts von grünen Energieexporteuren abhängig

Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss die globale Dekarbonisierung bis 2030 jährlich um 12% steigen. Der Aufbau einer kohlenstoffarmen Wasserstoffwirtschaft kann dabei ein entscheidender Eckpfeiler der Energiewende sein, wie die Studie «Laying the foundations of a low carbon hydrogen market in Europe» von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigt. Ausgehend von einem anhaltenden Nachhaltigkeitstrend, in dem Kohlenwasserstoffe in der Wirtschaft sukzessive ersetzt werden, wird sich die globale Wasserstoffnachfrage zwischen 2019 und 2040 von 71 Mt auf 137 Mt fast verdoppeln. Bis zum Jahr 2070 wird sogar eine Versiebenfachung auf 519 Mt erwartet. Diese Mengen werden 2070 vor allem im Transportwesen (30%), im Flugverkehr (20%), in der Industrie (15%) bzw. für die Energieerzeugung (15%) genutzt werden. In der Schweiz gibt es bereits erste privatwirtschaftliche Projekte, die den Einsatz wasserstoffbetriebener Lastwagen fördern. Darüber hinaus besitzt grüner Wasserstoff beispielsweise in der Stahlproduktion oder auch in der Herstellung synthetischen Kerosins das Potenzial, Emissionen in Bereichen zu reduzieren, in denen dies aus Energieeffizienzgründen bisher kaum möglich war.

«Die erste Herausforderung besteht darin, die Nachfrage nach kohlenstoffarmem Wasserstoff in Europa über Subventionen gezielt anzukurbeln. Bei der Planung entsprechender Förderprogramme sollten sich Staaten zunächst auf industrielle Cluster konzentrieren, die mit der eigenen Dekarbonisierung kämpfen, aber gewisse Skaleneffekte und im Idealfall eine wasserstoffkompatible Infrastruktur wie Pipelines mitbringen. Wichtig ist neben finanziellen Anreizen auch die Schaffung wegbereitender Plattformen, damit interessierte Unternehmen Investmentrisiken über strategische Kooperationen senken können», ordnet Dr. Matthias Witzemann, Co-Autor der Studie und Partner bei Strategy& Österreich, ein.

Damit grünem Wasserstoff der Durchbruch gelingt, muss angebotsseitig auch der Aufpreis im Vergleich zu kohlenstoffreichen Technologien überwunden werden. Aktuell macht die im Herstellungsprozess aufzuwendende Elektrizität 60-70% der variablen Kosten von grünem Wasserstoff aus. Er könnte jedoch bereits 2030 in grossen Mengen wettbewerbsfähig werden, wenn die Stromgestehungskosten (LCOE – levelized cost of energy) bei erneuerbaren Energien auf unter 20 US-Dollar je Megawattstunde fallen und gleichzeitig die CO2-Abgaben ansteigen.

Durch den massiv steigenden Energiebedarf für die Wasserstoffherstellung werden vor allem Länder mit grossem Potential für erneuerbare Energien, wie etwa Kanada oder Marokko, zu potenziellen Exporteuren grünen Stroms oder grünen Wasserstoffs. Industrienationen wie Deutschland, Frankreich oder auch Japan werden dagegen eher importieren. Neben der Verfügbarkeit günstiger, grüner Energie ist auchWasser ein kritischer Standortfaktor. Da für die Gewinnung von einem KiloWasserstoff 22 LiterWasser eingesetzt werden müssen, eignen sich dicht besiedelte Industriegebiete nur begrenzt als Produktionsorte.

«Für den Durchbruch von grünem Wasserstoff müssen Angebots- und Nachfrageseite über smarte Transportwege und Lagermöglichkeiten zusammengebracht werden. Die Schweiz beispielsweise hat ein sehr gut ausgebautes Erdgasnetz, das für den Transport von Wasserstoff mit wenigen Anpassungen genutzt werden könnte», erläutert Marc Schmidli, Partner und Deals and Valuation Leader bei PwC Schweiz.

Mit steigendem Bedarf werden 2030 in Europa 6‘800 Kilometer Leitungen erforderlich sein, und schon 2040 braucht es 23‘000 Kilometer für den Transport vonWasserstoff. Der Wasserstoffmarkt der Zukunft muss zudem global gedacht werden, um vom günstigen grünen Strom von Exportnationen profitieren zu können. «Über den Dialog mit Regulatoren und die gezielte Nutzung von Incentivierungsmassnahmen werden Unternehmen die Chance haben, den Markthochlauf mitzugestalten», fügt Marc Schmidli hinzu.

Die europäische Wasserstoffstrategie sieht vor allem die Entwicklung einer Investitionsagenda vor, die strategische Investments in umweltfreundliche Wasserstofftechnologien fördern sowie die Produktion und Nutzung des grünen Energieträgers stimulieren soll. Darüber hinaus ist die Einführung eines regulatorischen Rahmens für den europäischenWasserstoffmarkt geplant. Komplettiert wird die Strategie durch die Unterstützung von Forschung und Innovationen sowie die Stärkung internationaler Kooperationen.

«Wasserstoff wird bei der Erreichung von ESG-Zielsetzungen eine zentrale Rolle einnehmen. Neben den Potentialen für Emissionssenkungen sind die Chancen für den Erhalt der technologischen Vorreiterrolle und des Wirtschaftsstandorts wichtige Kriterien der europäischen Wasserstoffstrategie. Um den Wandel zu finanzieren und den entstehenden Markt aufzubauen, muss Wasserstoff als grüne Anlagemöglichkeit nun noch verstärkt ins Bewusstsein von Investoren vordringen», kommentiert Dr. Peter Gassmann, Europachef von Strategy& und globaler ESG-Leader bei PwC.

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