Im Zuge des Europäischen Polizeikongresses 2024 hat Strategy& gemeinsam mit dem Behörden Spiegel eine Umfrage zur Arbeitsbelastung in deutschen Sicherheitsbehörden mit knapp 400 Teilnehmenden – davon etwa die Hälfte Führungskräfte – durchgeführt. Folgende Kernergebnisse lassen sich daraus ableiten:
Die Mehrheit der Befragten schätzt die Arbeitsbelastung in ihrer Sicherheitsbehörde als „hoch“ (49%) oder „sehr hoch“ (40%) ein. Lediglich 10% halten die Arbeitsbelastung für angemessen und 1% für „niedrig“ oder „sehr niedrig“. Für die kommenden 3 bis 5 Jahren geht der Großteil der Befragten davon aus, dass die Arbeitsbelastung „eher zunehmend“ (60%) oder „stark zunehmend“ (31%) sein wird.
Über 50% der Befragten sehen die Ursachen der zunehmenden Arbeitsbelastung in deutschen Sicherheitsbehörden maßgeblich im Nachwuchsmangel, in ineffizienten und veralteten Prozessen, administrativen Verpflichtungen, sowie der Komplexität der Fälle und einem Anstieg der Fallzahlen. Die hohe Arbeitsbelastung hat weitreichende mittelbare und unmittelbare Implikationen, die entschlossenes Handeln erfordern. Über 80% der Befragten geben an, dass Unzufriedenheit und gesundheitliche Belastung, bis hin zum Burnout, als direkte Auswirkungen der zunehmenden Arbeitsbelastung in deutschen Sicherheitsbehörden resultieren.
Als Abhilfe gegen eine hohe Arbeitsbelastung und einen erwarteten weiteren Anstieg in den kommenden Jahren halten die Befragten traditionelle Lösungsansätze wie Personalerhöhung und Prozessoptimierung für wirksamer als innovative Maßnahmen wie verstärkte Digitalisierung und Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Darüber hinaus gibt fast die Hälfte der Befragten an, dass die Digitalisierung bis heute eher zu einer Zunahme der Arbeitsbelastung in ihrer Behörde geführt hat, während 90% der Befragten aktuell keinen Nutzen im Einsatz von KI zur Reduzierung der Arbeitsbelastung erkennt.
Vor dem Hintergrund der aktuellen und erwarteten künftigen hohen Arbeitsbelastung in deutschen Sicherheitsbehörden sowie den damit einhergehenden weitreichenden Konsequenzen ist ein dringender Handlungsbedarf gegeben. Obwohl traditionelle Lösungsansätze wie die Erhöhung des Personals von den Befragten die größte Zustimmung erfahren, sollten die großen Potenziale neuer Technologien wie beispielsweise verstärkte Digitalisierung oder der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) mit Hochdruck verfolgt werden.
Die Studie wurde von Prof. Dr. Rainer Bernnat und Dr. Philipp Mette veröffentlicht. Dustin Brenner, Luca David Neuendorf, Jana Müller und Marie Sophie Tremel waren ebenfalls an der Erstellung beteiligt.