Arbeitsbelastung in deutschen Sicherheitsbehörden

Sechs Handlungsfelder, um ein Umdenken zu forcieren

Studie

Ergebnisse der Umfrage unter Mitarbeitenden deutscher Sicherheitsbehörden

Im Zuge des Europäischen Polizeikongresses 2024 hat Strategy& gemeinsam mit dem Behörden Spiegel eine Umfrage zur Arbeitsbelastung in deutschen Sicherheitsbehörden mit knapp 400 Teilnehmenden – davon etwa die Hälfte Führungskräfte – durchgeführt. Folgende Kernergebnisse lassen sich daraus ableiten:

  • 1
    Hohe Arbeitsbelastung: Die große Mehrheit der Befragten bewerten die Arbeitsbelastung in ihrer Behörde als hoch – mit weitreichenden Implikationen, die entschlossenes Handeln erfordern
  • 2
    Vielfältige Ursachen: Die Gründe für die hohe Arbeitsbelastung sind vielschichtig, wobei insbesondere ein Mangel an Nachwuchskräften, ineffiziente und veraltete Prozesse oder administrative Verpflichtungen genannt werden
  • 3
    Diverse Lösungsansätze: Die Befragten halten „traditionelle“ Maßnahmen wie Personalerhöhung und Prozessoptimierung für wirksamer im Umgang mit hoher Arbeitsbelastung als „innovative“ Ansätze wie Künstliche Intelligenz (KI)
  • 4
    Umdenken notwendig(?): Damit die Sicherheitsbehörden die Potenziale der neuen Technologien voll ausschöpfen können, müssen die Voraussetzungen geschaffen werden. Für das notwendige Umdenken schlagen wir sechs Handlungsfelder vor

Hohe Arbeitsbelastung und ihre Ursachen

Die Mehrheit der Befragten schätzt die Arbeitsbelastung in ihrer Sicherheitsbehörde als „hoch“ (49%) oder „sehr hoch“ (40%) ein. Lediglich 10% halten die Arbeitsbelastung für angemessen und 1% für „niedrig“ oder „sehr niedrig“. Für die kommenden 3 bis 5 Jahren geht der Großteil der Befragten davon aus, dass die Arbeitsbelastung „eher zunehmend“ (60%) oder „stark zunehmend“ (31%) sein wird.

Wie schätzen Sie die Arbeitsbelastung in Ihrer Behörde aktuell ein?

Sehr hoch
%
Hoch
%
Angemessen
%
Niedrig
%
Sehr niedrig
%
Quelle: Strategy& Analyse

Wie wird sich die Arbeitsbelastung in Ihrer Behörde voraussichtlich in den nächsten 3-5 Jahren entwickeln?*

Stark zunehmend
%
Eher zunehmend
%
Gleichbleibend
%
Eher abnehmend
%
Abnehmend
%
Quelle: Strategy& Analyse
*Summe >100% aufgrund von Rundungen

Über 50% der Befragten sehen die Ursachen der zunehmenden Arbeitsbelastung in deutschen Sicherheitsbehörden maßgeblich im Nachwuchsmangel, in ineffizienten und veralteten Prozessen, administrativen Verpflichtungen, sowie der Komplexität der Fälle und einem Anstieg der Fallzahlen. Die hohe Arbeitsbelastung hat weitreichende mittelbare und unmittelbare Implikationen, die entschlossenes Handeln erfordern. Über 80% der Befragten geben an, dass Unzufriedenheit und gesundheitliche Belastung, bis hin zum Burnout, als direkte Auswirkungen der zunehmenden Arbeitsbelastung in deutschen Sicherheitsbehörden resultieren.

Als Abhilfe gegen eine hohe Arbeitsbelastung und einen erwarteten weiteren Anstieg in den kommenden Jahren halten die Befragten traditionelle Lösungsansätze wie Personalerhöhung und Prozessoptimierung für wirksamer als innovative Maßnahmen wie verstärkte Digitalisierung und Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Welche Möglichkeiten zur Problemlösung haben in Ihrer Behörde das größte Potenzial? (Auszug der Ergebnisse*)

Mehr Personal
%
Fokussierung auf den Kernauftrag
%
Bessere Prozesse
%
Stärkere Digitalisierung
%
Bessere Ausbildung des Nachwuchses
%
Einsatz künstlicher Intelligenz (KI)
%
Quelle: Strategy& Analyse
*Die detaillierte Betrachtung der Befragung finden Sie in unserer Studie

Darüber hinaus gibt fast die Hälfte der Befragten an, dass die Digitalisierung bis heute eher zu einer Zunahme der Arbeitsbelastung in ihrer Behörde geführt hat, während 90% der Befragten aktuell keinen Nutzen im Einsatz von KI zur Reduzierung der Arbeitsbelastung erkennt.

Fazit und Handlungsfelder

Vor dem Hintergrund der aktuellen und erwarteten künftigen hohen Arbeitsbelastung in deutschen Sicherheitsbehörden sowie den damit einhergehenden weitreichenden Konsequenzen ist ein dringender Handlungsbedarf gegeben. Obwohl traditionelle Lösungsansätze wie die Erhöhung des Personals von den Befragten die größte Zustimmung erfahren, sollten die großen Potenziale neuer Technologien wie beispielsweise verstärkte Digitalisierung oder der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) mit Hochdruck verfolgt werden.

Der eingeschränkte Wirkbereich traditioneller Hebel zur Entlastung der Mitarbeitenden kann durch Ergänzung innovativer Maßnahmen zu nachhaltiger Verbesserung führen

Es erfordert Mut, eine gesunde Fehlerkultur sowie Geduld, um KI gewinnbringend zur Reduzierung von Arbeitsbelastung einzubinden – das Potenzial der KI ist jedoch groß

Um moderne Lösungsansätze stärker in den Fokus zu rücken, ist ein grund-legendes Umdenken innerhalb der Behörden – bspw. durch gezielte Entwicklung von Führungskräften – erforderlich

Das Einbinden der Beschäftigten ermöglicht vielfältige Perspektiven, fördert die Eigeninitiative und erhöht die Akzeptanz und Nutzerfreundlichkeit möglicher Lösungen

Um innovative Projekte wirksam zu fördern, bedarf es neben dem Rückhalt der Führungskräfte auch der Bereitstellung dedizierter finanzieller und personeller Ressourcen

Partnerschaften mit Innovationstreibern und Vorwärtsdenkern – bspw. aus der Industrie – sollten gezielt genutzt werden, um neue Perspektiven und Ideen in die Sicherheitsbehörden einzubringen

Die Studie wurde von Prof. Dr. Rainer Bernnat und Dr. Philipp Mette veröffentlicht. Dustin Brenner, Luca David Neuendorf, Jana Müller und Marie Sophie Tremel waren ebenfalls an der Erstellung beteiligt.

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Prof. Dr. Rainer Bernnat

Prof. Dr. Rainer Bernnat

Partner, Strategy& Deutschland

Dr. Philipp Mette

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